Als Leser bin ich erst sehr spät auf die Welt der Fantasy gestoßen. Die Welt der Drachen, Magie und fremden Völker war mir immer fremd, bis ich mir im Jahr 2000 aus Langeweile das Buch „A Game of Thrones“ eines gewissen George R.R. Martin in einem Buchladen in Toronto als Paperback kaufte. Seit dem lese ich begeistert auch Fantasy-Romane und so war es kein Wunder, dass ich irgendwann auch auf den Namen Brandon Sanderson gestoßen bin. An dieser Stelle möchte ich mich gar nicht groß über seine Bücher und die von ihm geschaffenen Welten auslassen – das kann jeder viel besser mit einem Klick auf Wikipedia nachschlagen.
Seitdem ich „The Way Of Kings“ gelesen habe, gehört Sanderson jedenfalls zur Riege meiner Lieblingsautoren und ich fiebere jedem neuen Band aus der Reihe „The Stormlight Archive“ mit Freude entgegen. Bislang sind erschienen: The Way Of Kings, Words of Radiance und Oathbringer. Alles Werke mit jeweils weit über 1000 Seiten. Man muss also viel Zeit mitbringen – aber es lohnt sich.
Ich war also sehr erfreut, als ich vor 14 Tagen auf der Facebook-Seite des Autors davon las, dass einige Lese- und Signiertermine in deutschen Buchläden auf dem Programm standen. Noch erfreuter war ich, dass einer dieser Termine gar nicht weit von mir stattfinden würde, nämlich in der Thalia-Buchhandlung am Bonner Marktplatz. Ein Freund besorgte mir daraufhin flugs eine Eintrittskarte und so wartete ich dann gestern Abend gespannt auf das persönliche Erscheinen Brandon Sandersons.
Dachte ich bisher immer, dass Sanderson in Deutschland recht unbekannt sei, wurde ich gestern eines Besseren belehrt: Die Veranstaltung war ausverkauft. Aber für alle Fans, die keine Karte mehr bekommen hatten, setzte sich Sanderson bereits eine Stunde vor Beginn der Lesung in den Eingangsbereich der Buchhandlung an einen vorbereiteten Tisch, signierte seine Büche, stand für Fotos zur Verfügung und beantwortete bereitwillig Fragen.
Auf meine Frage hin erfuhr ich, dass „The Stormlight Archive“ auf 2 x 5 Bücher konzipiert sei – es steht uns also noch einiges bevor.
Brandon Sanderson wird dem ein oder anderen auch als derjenige Autor bekannt sein, der Robert Jordans „Wheel of Time“ zuende gebracht hat. Sanderson hat die letzten drei Bücher dieser Reihe nach Jordans Tod verfasst. Bekanntlich hat sich Amazon die Filmrechte für „The Wheel of Time“ gesichert und Sanderson äußerte sich sehr positiv über die Pläne Amazons. Er habe die ersten beiden Skripte bereits gelesen und sie seien sehr gut.
Auch die Filmrechte für das Stormlight Archive wurden übrigens verkauft, aber da tut sich derzeit nach seinen Angaben leider noch nicht viel.
Um 20 Uhr ging es dann mit der Lesung los. Der Moderator der Veranstalter stellte Sanderson Fragen und es wurden aus dem erst neulich erschienen zweiten Teil der deutschen Übersetzung von „Oathbringer“ einige Passagen vorgelesen. Brandon Sanderson selbst erzählte sehr viel über seine Inspirationen, seine Entwicklung als Autor und seinen Arbeitsstil.
Er beantwortete auch Fragen aus dem Publikum und ich fragte ihn, ob er, wenn er ein neues Buch beginne, bereits vorher den Verlauf der Geschichte genau geplant habe, oder ob er manchmal auch davon überrascht würde, wie sich die Story entwickelt. Er antwortete darauf, dass es zwei Arten von Schriftstellern gäbe: Den Gärtnern und den Architekten. Gärtner würden ihre Werke hegen und plegen und sehen, wie sie sich entwickelt – Architekten würden feste Strukturen genau planen. Er gehöre zu der Gruppe der Architekten.
Dazu passt auch, dass Sanderson auf seiner Webseite stets den aktuellen Stand zu seinen in Arbeit befindlichen Projekten angibt. Mit dem Stormlight Archive Band 4 ist er derzeit zu 15% fertig. Er habe bereits 250 Seiten Manuskript geschrieben und als besonderen Treat für seine Zuhörer las er daraus eine Passage vor, die noch nicht einmal sein Editor kennen würde.
Begleitet wurde Sanderson übrigens von Isaac Stewart, der für die detaillierten und liebevollen Karten in seinen Büchern buchstäblich verantwortlich zeichnet. Auch Stewart beantwortete einige an ihn gestellte Fragen.
Im Anschluss an die Lesung und die Fragen der Zuschauer signierten Sanderson und Isaac Stewart dann auch für alle Anwesenden deren mitgebrachte Bücher. Ich stellte ihm dabei die sicher nicht orignelle Frage, ob er nicht „A Song of Ice and Fire“ zuende schreiben wolle, aber er meinte, da gäbe es zwei andere Autoren, die auch mit George R.R. Martin befreundet seien, die dafür besser geeignet seien. Die Namen habe ich mir aber leider nicht merken können. Aber vielleicht bringt Martin sein Opus Magnus ja auch irgendwann selbst zu einem Abschluss.
Brandon Sanderson war mir vor diesem Abend nur als Autor bekannt – persönlich hatte ich ihn vorher noch nie erlebt. Er hat sich als humorvoller, schlagfertiger und sehr zugänglicher Mensch erwiesen und viel über sich und seine Werke verraten.
Und nach einem schönen Abend fuhr ich dann mit vier signierten Büchern und einem Erinnerungsfoto zufrieden wieder nach Hause.