In Ordnung, ich oute mich: Grüße nach Österreich, das ist alles, was mir einfällt, wenn ich „Halloween“ höre. Und ich frage mich, ob wir in Deutschland wirklich jeden Käse aus Amerika freudig begrüßen und feiern müssen. Als ob Ronald McDonald, Rap-Musik und Cherry-Coke nicht schon schlimm genug wären, laufen heute abend wieder zahllose Kinder in albernen Verkleidungen durch die Gegend, um ihre Version von „Trick or Treat“ an den ahnungslosen Mann und die unschuldige Frau zu bringen.
Und warum das Ganze? Weil man es erfolgreich geschafft hat, den 31.10. als Feiertag zu vermarkten. Kaum einer weiß, um was es geht, (fast) alle machen mit.
Aufklärung tut also Not: Halloween beruht auf einem keltischen Brauch und dient der Abschreckung der bösen Geister, die angeblich am Abend vor Allerheiligen aus den Gräbern hervorkommen, um ihr Unwesen zu treiben. Als ob die restlichen Tage des Jahres nicht schon genug Gruselgestalten durch unsere Welt herumirren würden – erst letzte Woche hat wieder eine mit großem Tam-Tam ihre Autobiographie veröffentlicht.
Brauche ich also noch „Halloween“?
Nein. Denn erstens bin ich kein Kelte. Zweitens fand ich Michael Jacksons „Thriller-Video“ immer schon doof. Und drittens bin ich Kölner. Hier gibt es keine bösen Geister, sondern nur Marie Luise Nikuta und die Höhner. Und die werden jeden Karnevalsdienstag, gemeinsam mit dem Nubbel, für ein Jahr lang ruhiggestellt.
Zugegeben: Nicht überall in Deutschland feiert man Karneval. Deswegen ist Halloween im hohen Norden, in Bayern und in Düsseldorf auch sehr beliebt – aber allen anderen sei gesagt: Der 11.11. naht! Haltet aus!
Alaaf!
In Bayern kennt man den Fasching nicht? Täte mich wundern.
Eben: Fasching! Ich rede aber von Karneval! Ich habe einmal in München Fasching erlebt. Da wusste ich, was Heimweh wirklich bedeutet. 🙂
Naja, die Bayern sehen den Fasching aber idR als durchaus gleichwertigen Ersatz zum nördlicheren Karneval, sodass die Halloween-These ein bisschen auf wackeligen Beinen steht… 🙂
In Bayern gibt es eigentlich nur einen Ersatz für Weiberfastnacht: Das Oktoberfest. Dann sieht die Theresienwiese so ähnlich aus, wie die Kölner Domplatte, wenn man einmal von den unterschiedlichen Kostümen absieht. 😉
Aufklärung tut Not:
Die häufigere Version über die Herkunft von Halloween besagt, dass die Ursprünge im keltischen Neujahrsfest Samhain liegen, das die irischen Kelten bereits im Jahr 500 vor Christus in Irland feierten.
Das keltische Neujahrsfest Samhain wurde am 31. Oktober gefeiert. Ein Jahr war für die Kelten in zwei Hauptabschnitte unterteilt – in Sommer und Winter. Der Sommer endete nach der keltischen Zeitrechnung am 31. Oktober, und mit dem Ende der Sommerzeit ging für die Kelten auch das laufende Jahr zu Ende. Nun begann die Zeit des Winters, der Dunkelheit und zugleich das neue keltische Jahr.
Bis zum 31. Oktober musste die Ernte eingefahren und für die Winterszeit Vorräte angelegt werden. Auch das über den Sommer gemästete Vieh stand jetzt zur Schlachtung bereit.
Das erfolgreiche Einbringen der Vorräte für den Winter und die Zeit des Übergangs vom alten ins neue Jahr sowie der Jahreszeitenwechsel vom Sommer zum Winter wurde von den Menschen mit ausgelassenen Festen gefeiert.
Samhain ist ein vielschichtiges Fest: Neben der Funktion eines Jahres-Erntedankfestes und des keltischen Neujahrsfestes ist es zudem auch Gedenktag für die Verstorbenen.
In der Nacht von Samhain war der Sage nach die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits besonders durchlässig. Die Nacht des Übergangs vom Sommer zum Winter und vom alten ins neue Jahr war für die Kelten eine spirituelle Zeit.
Die Seelen der Verstorbenen stiegen auf, Gespenster waren unterwegs. Nach der Vorstellung der Kelten öffneten sich in der Nacht zwischen den Jahren die Tore zur Welt der Toten, war eine Kontaktaufnahme zwischen der Geisterwelt und der realen Welt möglich.
Daher galt die Samhain-Nacht auch als die Nacht der Begegnung zwischen den Lebenden und den Toten.
In der Nacht des Wandels konnten die Toten für eine Nacht ins Reich der Lebenden zurückkehren. Umgekehrt konnten die Lebenden die Geisterwelt bereisen.
In dieser Nacht hatten die Toten aber auch die Möglichkeit, sich Lebender zu bemächtigen und in sie zu fahren – die einzige Möglichkeit für die Geister, ihre Existenz vom Jenseits auf das Diesseits auszudehnen.
Mit Opfergaben sollten die Geister daher besänftigt und auf diese Art und Weise ferngehalten werden. Lärm, Feuer und aus Rüben geschnitzte Geisterfratzen waren ebenfalls Mittel, um Böses fernzuhalten.
In Irland wurden Kerzen in Rüben gestellt, um zu verhindern, dass die Toten den Lebenden zu nahe kommen würden. Zuvor wurden in die Rüben mit scharfen Messern Fratzen geschnitten.
Das Samhain-Fest war also eine Mischung aus Erntedankfest, Silvester und dem Tag, an dem sowohl die Geister der Toten geehrt wurden als auch die Geisterwelt zu bereisen war.
Diese Vielschichtigkeit des Festes Samhain ist eine Erklärung dafür, warum sich das Feiern von Samhain über Tausende von Jahren derart hartnäckig als Brauch gehalten hat.
@justitiacolonia: das alles hat natürlich wenig mit dem Konsumfest zu tun, daß man aus Samhain macht, aber warum sollte das anders sein als z.B. bei Weihnachten.